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    10 Kilometer Fußmarsch zum Gottesdienst  
       
   

In Beverstedt stand die Kirche "Fabian und Sebastian", als Mutterkirche zuständig für alle Bördedörfer, so auch für Sellstedt. Von allen Bewohnern der Börde hatten die Sellstedter den längsten Weg zum Gottesdienst. Die Entfernung betrug "nur" eine Meile, aber die Beverstedter Meile maß 10 Kilometer! Angeblich sollte sie über die langen Wege zur Kirche hinwegtäuschen.

Die lange Strecke zur Kirche musste zu Fuß bewältigt werden, insgesamt 20 Kilometer ohne feste Straßen und Brücken: bei Hof Böcken durch die Rohrniederung, vorbei an Mooren und über weite Heideflächen. Regelmäßiger Gottesdienst war selbstverständliche Pflicht, an hohen Festtagen wurde "Mannzahl" gehalten, d.h. die Anwesenheit (der Männer) überprüft.

Die Reformation fand schon zu Lebzeiten Luthers in Beverstedt Eingang. Bemerkenswert: In der Beverstedter Kirche stand eine Orgel des berühmtem Orgelbauers Arp Schnittger, die er 1709 persönlich der Kirchengemeinde übergab. 1755 stellte ein Sachverständiger fest, dass die Kirche immer baufälliger werde und ein Neubau wegen der Einsturzgefahr dringend erforderlich sei. Schwebten unsere Sellstedter während des Gottesdienstes in akuter Lebensgefahr? Das wohl nicht, denn ein Gegengutachten kam zu dem Ergebnis, die Kirche könne noch lange ihren Zweck erfüllen - "sofern kein Erdbeben eintrete".

Für die Sellstedter löste sich dieses Problem ohnehin von selbst, weil sie 1825 nach Bexhövede in die ehemalige Patronatskirche "Johannes der Täufer" umgepfarrt wurden. Damit verkürzte sich der Weg zum Gottesdienst beträchtlich, aber immer noch ging es zu Fuß: über den Kirchweg im Fuhrenkamp, über die Rohr bei Hosermühlen, und dann querfeldein zum Gottesdienst in der kleinen Backsteinkirche, die 1982 ihr 800-jähriges Bestehen beging.