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    Abschied vom alten Dorf - die Landwirtschaft heute  
       
   

Die tiefgreifenden Veränderungen des 20. Jahrhunderts in allen Bereichen unseres Lebens machten auch vor unserem Dorf nicht Halt. Die früher ortstypischen reetgedeckten Fachwerkhäuser, unter deren mächtigen Dächern Mensch und Tier einträchtig nebeneinander lebten, gibt es nicht mehr. Sie brannten ab, wurden von Stürmen zum Einsturz gebracht oder abgerissen und um 1900 durch ansehnliche Ziegelsteinhäuser mit schön gegliederten Fassaden ersetzt.

In den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg stand auch die Landwirtschaft im Zeichen weitreichender Veränderungen. Sie führten zu einer früher kaum vorstellbaren Intensivierung der Milchviehhaltung, die in Sellstedt an erster Stelle steht - 70 % der Gemarkung sind Grünland. Große Boxenlaufställe mit Güllewirtschaft und Siloanlagen auf den Hofstellen haben das Erscheinungsbild des Dorfes spürbar verändert. Computergesteuerte Melkanlagen ermöglichen das Abmelken und Füttern großer Bestände in kürzester Zeit, Tankwagen fahren die Milch vom Hof ab. Der Milchwagen, der in früheren Jahrzehnten die Milchkannen zur Molkerei nach Geestemünde "schaukelte", gehört längst der Vergangenheit an.

Das alles und der große Maschinenpark - vor allem leistungsstarke Schlepper und entsprechende Zusatzgeräte - erforderten erhebliche Investitionen, die eine bestimmte Bestandsgröße voraussetzen. Von den rund 50 Betrieben der Nachkriegszeit sind gerade noch 11 vorhanden, und der Zwang zum Expandieren wächst beständig. Wer vor dem 2. Weltkrieg 10 Kühe im Stall stehen hatte, zählte schon zu den "großen" Bauern - das waren nur wenige. Zur Zeit liegen die Spitzenbestände bei etwa 120 bis 160 Milchkühen mit der Tendenz zum weiteren Aufstocken. Die jährliche Milchleistung liegt je Kuh bei 8000 Litern; ein Tier mit weniger als 7000 Litern rechnet sich nicht mehr. Zum Vergleich: 1952 lieferten die Herdbuchkühe im Kreis Wesermünde im Schnitt 4174 Liter.

Eine wesentliche Voraussetzung für diese Entwicklung waren die Maßnahmen der Flurbereinigung in den 60/70er Jahren, die durch die Verbesserung der Entwässerungsverhältnisse in der Geesteniederung, durch die Zusammenlegung des Streubesitzes zu größeren Flächen und den Ausbau der Wirtschaftswege bessere Erträge ermöglichten.